STOPP! Hast Du Beitrag 1 und 2 noch nicht gelesen? Dann lies bitte noch nicht weiter! Die Blog-Kategorie „Erinnerungen“ beschreibt eine fortlaufende Geschichte, beginnend im Jahr 2014. Nimm Dir doch 10 Minuten Zeit und schau nach, wie die Geschichte begonnen hat.

  • 1. Eintrag (Wie alles begann #1: „I’m going on an adventure!“)
  • 2. Eintrag (Wie alles begann #2: „Hello Mister Gottstein!“)


Stimmen. 

Ich höre jemanden reden. Genau dort muss ich hin. Einmal durchatmen. „Hello guys!“ rief ich – und ging auf die beiden zu…

Sophie und Komang hatten schon auf mich gewartet. Ich war aufgeregt, erschöpft und ungewohnt schüchtern zugleich. Meine größte Sorge war mein durchschnittlich gutes Englisch. Wie gut sprechen die anderen Freiwilligen? Macht sich wohl jemand über mich lustig, weil ich vielleicht schlechter spreche? Tausend Gedanken schwirren einem in solchen Momenten durch den Kopf. Wie immer möchte man doch einfach nur einen guten Eindruck machen. Akzeptiert werden. Während meiner Schulzeit hatte ich damit nie Probleme. Vorträge und Präsentationen halten, ein Projekt vorstellen, aus der kalten improvisieren – kein Problem für mich. In diesem Moment verstand ich, warum manche Mitschüler solche Angst davor hatten, vor der Klasse zu stehen. Meine Hände schwitzten. Den Moment hatte ich schon ein paar Mal versucht in meinem Kopf durchzuspielen. Erfolglos. Wie soll man sich auch auf eine Begegnung mit fremden Menschen in einer vollkommen fremden Umgebung am anderen Ende der Welt vorbereiten?

Komang lachte. Anscheinend schaute ich genauso verdutzt drein wie die meisten Volunteers vorher. Komang war wie Hendra auch Mitarbeiter der Organisation vor Ort und zuständig für die Koordination und Planung (Einsatz der Volunteers an den verschiedenen Schulen, Durchführung von außerschulischen Aktivitäten, Indonesisch-Unterricht und vieles mehr). Ich konnte Komang von Anfang an recht gut verstehen; den Dialekt kannte ich ja nun schon von Hendra und hatte mich während der Autofahrt so gut es ging daran gewöhnt. Auffallend: Komangs‘ Dauergrinsen. Sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Gute Laune hin oder her, aber das war für mich zu diesem Zeitpunkt einmalig. Ständig ein Witz auf den Lippen. Komang steckte mich noch am gleichen Abend mit seiner Art an.

Komang, Quelle: Facebook.com

Gegenüber von Komang saß offensichtlich eine andere Volunteer – Sophie. Natürlich wusste ich nicht, aus welchem Teil der Welt Sie kam. Also stellte ich mich auf Englisch vor und verschwendete auch keinen Gedanken mehr daran, in meiner Zeit auf Bali auch nur ein einziges Wort Deutsch zu sprechen. Sophie klärte mich darüber auf, dass noch eine weitere Freiwillige da ist, aber gerade in ihrem Zimmer schläft. Schweiß lief über meine Stirn und tropfte auf den Boden. Binnen weniger Minuten war meine Haut von einem Flüssigkeitsfilm überzogen.

22.30 Uhr: Ich wollte unbedingt duschen. Raus aus meinen langen Klamotten. Abkühlen. Mich wieder wohl fühlen. Ich fragte Komang, ob ich nicht erstmal duschen und meine Sachen verstauen durfte. „Yes, yes, brother, no problem!“ – Das hörte sich gut an. Hendra verabschiedete sich für diesen Tag und machte sich auf den Heimweg. Immerhin hatte er noch 40 Minuten Fahrt mit dem Motorrad vor sich. Ich verabschiedete mich also von Hendra und bedankte mich für die ersten Stunden mit ihm auf der Insel der Götter. „No worries my friend!“ entgegnete er lächelnd. Charakterlich waren Hendra und Komang vollkommen verschieden. Hendra wirkte wesentlich erwachsender, ruhiger und gesetzter. Er wählte seine Worte mit Bedacht. Komang war das komplette Gegenteil. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, welche ernsthaften Schwierigkeiten uns seine augenscheinlich „lockere“ Art noch bereiten würde.

Hendra und Ich (2016)

Komang erklärte mir, dass von der Organisation drei Zimmer in einem „Homestay“ (ähnlich einem kleinen Hostel, betrieben von einer balinesischen Familie) angemietet wurden, in denen die Volunteers untergebracht sind. Üblicherweise ein Zimmer für die männlichen Freiwilligen und zwei Zimmer für die „perempuan“ (indonesisch für Frauen). Weiter ging es in die Küche. Wasserspender, Gasherd, ein Wok, eine Pfanne, ein paar Teller, Schüsseln, Tassen, Besteck. Perfekt. Lediglich der Geruch war etwas gewöhnungsbedürftig. „Always lock the door!“ – Warum sollte man nach jedem Besuch in der Küche die Tür verriegeln? Hühner. Hunde. Katzen. Ratten. Auf Bali leben viele Tiere auf der Straße und gehen vor allem nachts auf Beutezug. Tatsächlich habe ich innerhalb von 12 Wochen nur einmal vergessen die Tür zu verriegeln. Die Konsequenzen schildere ich Euch zu einem späteren Zeitpunkt.

Ein kurzer Blick in das Bad (auf der Website beschrieben mit „westlich eingerichtetes Badezimmer mit Warmwasser“): Ein alter Duschkopf hing von der Wand, eine handelsübliche Toilette und ein Waschbecken inklusive Spiegel. Das hatte ich mir trotz attraktiver Beschreibung schlimmer vorgestellt. Freudig ging es eine Tür weiter in mein Zimmer. Obwohl ich wusste, worauf ich mich eingelassen hatte, waren die Erwartungen an das Zimmer nicht zu klein. Immerhin hatte ich einen 4-stelligen Betrag für das Programm bezahlt (exkl. Flügen, Verpflegung, Unternehmungen). Der Programmpreis beinhaltet also zu einem Großteil die Möglichkeit, an einer Schule zu unterrichten (Zahlen um zu helfen?) und zum anderen eben die Unterbringung. Was erwartet man also von einem Raum, in dem man (potentiell zu zweit) für einen Betrag von jeweils ~700-1200€  untergebracht ist?

Die einen würden sagen: „Naja, unter den klimatischen Umständen, vielleicht eine Klimaanlage.“ Andere wiederum würden wenigstens einen Kleiderschrank vermuten. Weder noch. 5 Plastikschubladen, 2 Betten, 1 kaputter Ventilator – der erste Dämpfer.

Hat euch der dritte  Blogeintrag gefallen? Lasst es mich wissen und bleibt gespannt auf den nächsten Eintrag.

Zum ersten Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann

Zum zweiten Eintrag:

 http://balpo.me/wieallesbegann2

Liebe Grüße,

Daniel